Donnerstag, 30. März 2017

Everybody's Gone To The Rapture (PS4)





Die Zeichnung am Bildschirm zeigt eine malerische, fast schon idyllische Zeichnung und langsam mischen sich Farben ins Bild. Die Umgebung erhellt sich und man findet sich wieder in einer verlassenen Kleinstadt irgendwo im ländlichen England. Wo sind all die Menschen dieses Ortes hin? Und wen steuert man überhaupt? Lichtwellen führen mich durch die Spielwelt und Handlungsfetzen vergangener Ereignisse. Ich lerne Charaktere kennen, erlebe ihre Geschichte lediglich durch Lichter visualisiert und streife durch die sanftmelancholische Atmosphäre begleitet von einem Soundtrack, der mich mit jedem Ton gefangen nimmt. Immer weiter taste ich mich durch die fremde verlassene Welt und werde von den Emotionen der Figuren mitgerissen. Immer wieder interagiere ich mit Telefonen oder Radios und schnappe so noch mehr Informationsfetzen auf. Dabei ist eine Nachricht kryptischer, als die andere. Erst langsam offenbaren sich mir die Zusammengänge und ich erkenne die ganze Spannweite der Story. Die Welt saugt mich immer tiefer in eine Atmosphäre an der ich unwillkürlich an Mörikes Septembermorgen denken muss. Wie moderne Dichter füllen die Entwickler von „thechineseroom“ ihre wunderschöne Welt mit ebenso einfachen wie ergreifenden Geschichten und einem Soundtrack, der die Erhabenheit der Natur fast schon greifbar macht. Wenn ich durch den dichten Blätterwald auf den verwachsenen Pfaden entlanglaufe, lediglich erhellt durch die schwachen Strahlen der Nachmittagssonne, spüre ich förmlich den Wind, der mich umschmeichelt. Es geht nicht darum ein Ziel zu erfüllen Vielmehr entdecke ich immer mehr in der frei begehbaren Welt. Bis ich schlussendlich im deutungsoffenen Ende sprachlos zurückbleibe.

Ja Everybody’s Gone To The Rapture ist ein ganz spezielles Spiel, das durch ein normales „Review“ niemals erfasst werden kann. Man hat meistens nicht das Gefühl ein Videospiel zu spielen. Stattdessen fühlt man sich inmitten eines Werkes der großen Naturlyriker versetzt. Wesentlich dazu bei trägt die wunderschöne Optik der CryEngine und natürlich der famose Soundtrack, den ich ohne Frage zu den besten Scores in der Videospielgeschichte zählen würde. Das Gameplay selbst ist eigentlich so einfach, dass es keiner weiteren Erwähnung genügt. Doch gerade in dieser Einfachheit liegt die Möglichkeit deshalb verstärkt in die Welt einzutauchen. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, dass ich etwas nicht schaffe, oder dass ich die aktuelle Aufgabe erfüllen muss. Stattdessen wandere ich einfach nur durch dieses philosophische Meisterwerk.




Fazit: Klar, Everybody’s Gone To The Rapture ist nichts für Leute die komplexes Gameplay mögen und nicht darauf verzichten können. Wer jedoch einmal Abwechslung von Killstreaks, Ranglisten und Herausforderung sucht, wird hier fündig werden. Die Geschichte ist einfach, aber grandios erzählt. Sowohl von den guten deutschen, als auch von den überragenden englischen Sprechern. Die Optik und der Soundtrack sind wunderschön. Die Entwickler haben hier etwas erschaffen, das sich nahtlos an zeitlose Klassiker wie Journey fügt. Meiner Meinung nach ist der Titel weniger Videospiel, als vielmehr feinste Bildlyrik in Videospielform. Ein Kunstwerk, das eindrucksvoll beweist, dass das Medium Videospiele zu weitaus mehr fähig ist, als ihm von vielen Kritikern immer zugesprochen wird.

Donnerstag, 16. März 2017

Yu-Gi-Oh! The Dark Side of Dimensions (Kino)





Vergesst 5Ds, Zexal und Arc-V. Mit The Dark Side of Dimensions kehrt der König der Spiele endlich zurück. Und er hat es immer noch drauf!


Seit dem finalen Duell von Yugi und Pharao Atem ist einige Zeit vergangen. Die Gruppe um Yugi Muto hat Abschied von ihrem einstigen Freund genommen und lebt ihr Leben. Doch neben Schulabschluss und Zukunftsplänen gibt es andere, die die Verbindung zur Vergangenheit immer noch nicht durchtrennen können. Dies wäre einerseits Seto Kaiba. Die Niederlage gegen den ägyptischen Pharao kann er immer noch nicht akzeptieren und so trieb er die technischen Entwicklungen in seiner Firma weiter voran. Er sucht verzweifelt nach einem Weg Atem wiederzuerwecken und ihn endlich im Duell zu besiegen. Nebenbei brachte dies auch eine verbesserte Duel-Disc hervor. Doch abseits der altbekannten Charaktere und Konflikte bahnt sich ein Schatten seinen Weg. Ein fremdartiger Schüler in der Klasse der Freunde erweckt ihr Interesse. Doch Aigami ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Auch er scheint eine Verbindung zum Pharao und dunkle Motive zu haben. Bald schon werden die altbekannten Helden in ein Spiel um Leben und Tod gezogen. Doch weder Yugi, noch Kaiba lassen sich davon beeindrucken und die drei Kontrahenten stehen sich bald erbittert gegenüber.

Die Story des Films schließt nahtlos an das Ende der Originalserie an. Dabei sind die Zusammenhänge gut erklärt und für die ansonsten oft durch Logiklöchern geprägte Serie, durchaus nachvollziehbar. Der Plot ist selbst ist spannend aufgebaut und weiß Yugioh!-Veteranen zu fesseln. Ein ganz großes Highlight sind natürlich die altbekannten Charaktere. Diese haben in der deutschen Version glücklicherweise nahezu alle ihren alten Sprecher bekommen. Konrad Bösherz (Yugi Muto), Sebastian Schulz (Atem) und Gerrit Schmidt-Foß (Seto Kaiba) sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Denn auch die neuen Charaktere wurden durchaus gut, teilweise ebenso hochkarätig besetzt. Dies ist gerade bei solchen, mittlerweile extrem begehrten Sprechern, durchaus keine Selbstverständlichkeit. Auch der Soundtrack kann sich hören lassen und punkten mit einigen bekannten Themes, Remixes und neuen Songs die zwar keinen Musikpreis gewinnen, aber perfekt zum Franchise passen.

Optisch gesehen hat sich seit damals einiges getan. Die Animationen sind flüssig und einige Charaktere haben sich doch etwas verändert. Dennoch behält der Film den Stil der ursprünglichen Serie bei und nimmt Abstand von einigen, durch Geschmacksverwirrungen geprägten Nachfolgeserien. Gut so! Endlich waren wieder anständige Designer beteiligt, denn auch die meisten neuen Figuren fügen sich optisch gut in die Riege der bekannten Gesichter.


Fazit: Egal ob Dragonball, Digimon, oder Yu-Gi-Oh! Immer mehr Klassiker kehren ins TV und auf die Leinwand zurück. Dabei scheint allen mehr oder weniger eine gewisse Qualität inne zu wohnen. Dies setzt sich auch in The Dark Side of Dimensions fort. Der Film ist beinahe genau das, was Fans sich erträumt haben. Altbekannte Charaktere, grandiose Synchro und eine passende Story. Dazu das typische Feeling der Originalserie und ein Humor, welcher hauptsächlich durch den Wortwitz der genialen Sprecher erzeugt wird. Einzig die etwas zu kurz gekommene Duellmechanik an sich wäre verbesserungswürdig gewesen. Zwar stellt das Kartenspiel selbst natürlich den Kern des Films dar, doch wird an vielen Stellen etwas zu wenig erklärt und ohne Recherche im Netzt wird man vieles nicht nachvollziehen können. Dennoch dürfte der aktuelle Abendfüller die vielleicht beste Auskoppelung der Originalserie sein. Fans von Yugi und Co sollte unbedingt reinschauen! In diesem Sinne: „Zeit für ein Duell!“

Sonntag, 5. März 2017

Fullmetal Alchemist Brotherhood (Anime)






Alchemie ist die Wissenschaft vom Verstehen, Zerlegen und der Rekonstruktion von Materie. Doch sie ist keine allmächtige Kunst. Man kann nicht Etwas aus Nichts erschaffen. Wer etwas erlangen will, muss immer einen gleichwertigen Preis dafür bezahlen. Die ist der Grundsatz der Alchemie. Der äquivalente Tausch. Für Alchemisten existiert ein Tabu: Die Transmutation von Menschen. Diese darf von niemandem versucht werden!


Armestris ist ein Land der blühenden Alchemie unter einer strengen Militärherrschaft. Dennoch sind die Menschen in diesem Land glücklich und reich an Wohlstand. Ein Grund dafür sind auch die Staatsalchemisten. Sie gehören zu den Besten ihres Faches und dienen dem Militär und somit dem Volk von Armestris. Im beschaulichen Städtchen Resembool leben die Brüder Edward und Alphonse Elric zusammen mit ihrer Mutter. Auch wenn ihr Vater nur selten zuhause ist, führen die zwei ein glückliches Leben. Doch Trauer und Verzweiflung macht sich in ihnen breit, als ihre Mutter nach schwerer Krankheit aus dem Leben scheidet. Doch genau wie ihr Vater, sind auch Ed und Al talentierte Alchemisten und lernen schon in jungen Jahren die Fähigkeiten dieser Kunst. Geplagt von ihrer Einsamkeit und vom Wunsch ihre geliebte Mutter wiedersehen zu können, brechen sie das größte Tabu in der Welt der Alchemie: Der Transmutation von Menschen. Ihr Handeln hat schwere Folgen und während Edward seinen Fuß verliert, büßt sein kleiner Bruder seinen gesamten Körper ein. Mit letzter Kraft opfert Edward seinen rechten Arm und bindet die Seele seines kleinen Bruders an eine stählerne Rüstung. Dies sollte den Anfang ihrer Geschichte markieren, denn statt in endlose Verzweiflung zu stürzen, beschließen die Geschwister alles dafür zu tun ihre alten Körper zurück zu erlangen.

Um dieses Ziel erreichen zu können, unterzieht sich Edward der Prüfung für Staatsalchemisten. Nachdem er diese mit Bravour gemeistert hat, wird er zum jüngsten Staatsalchemisten des Landes und eine tiefschürfende Story mit zahlreichen Wendungen beginnt sich zu entfalten. Die glaubhafte Welt und die hervorragend gestalteten Charaktere stecken voller unvorhersehbarer Geheimnisse. Der Anime ist eine wahre Achterbahnfahrt der Emotionen und glänzt mit actionreichen Kämpfen, ruhigen melancholischen Momenten und exzellenten Dialogen. Die Geschichte steckt voller Intrigen und beschäftigt sich zudem mit tiefgreifenden Themen wie Rassismus, Loyalität und schlussendlich mit Gott und dem Wert des Lebens selbst. Unter der shonentypischen Oberfläche steckt extrem viel Tiefgang und Philosophie.

Optisch gesehen ist der Anime ein wahrer Augenschmaus. Die Animationen sind stets flüssig und wirken richtig lebendig. Die Welt ist detailliert und wunderschön gestaltet. Und auch die deutsche Vertonung kann sich mehr als hören lassen. Mehr noch. Meiner Meinung nach gehört sie mit zum Besten, das es im deutschsprachigen Anime bisher zu hören gab. Jeder Charakter erhielt eine für ihn passende Stimme und alle Sprecher leisteten wirklich hervorragende Arbeit. Ganz besonders hervorzuheben ist natürlich auch der grandiose Soundtrack, welcher die Atmosphäre jeder Szene perfekt unterstreicht. Ohne Frage gehört der Score zu einem der besten musikalischen Werke der Seriengeschichte.


Fazit: Fullmetal Alchemist ist ein famoser Anime, welcher die Stärken dieses Mediums nicht nur nutzt, sondern sie an den meisten Stellen sogar perfektioniert. Er beginnt wie ein typischer Shonen-Anime und hat alle Ingredienzen, welche einen guten Anime ausmachen. Action, eine gute Portion Humor und eine spannende Geschichte. Dabei übertreibt die Serie niemals. Etwas, das bei vielen Anime oft ins Negative überschwappt und sie deshalb für viele westliche Zuschauer unattraktiv macht. Doch nicht so bei Fullmetal Alchemist. Dieser Anime schafft die perfekte Balance auch Spannung, Humor, Action und Suspense und fügt obendrein noch eine gehörige Portion Philosophie hinzu. Die 64 Folgen schaffen es wie kaum eine andere Serie eine emotionale Bindung zwischen Zuschauer und Charakteren herzustellen. Ich könnte an dieser Stelle noch ewig weiter schwärmen und all die großartigen Einzelheiten loben. Doch kurz zusammengefasst kann ich nur sagen, dass sich Fullmetal Alchemist Brotherhood in keinem Punkt und auch als Gesamtwerk hinter Blockbustern wie Game of Thrones verstecken muss. Dies machte den Anime meiner Meinung nach nicht nur zu einem der besten Vertreter seines Mediums, sondern auch über dessen Grenzen hinaus zu einem wahrhaften Meisterwerk, zu dem ich nichts mehr hinzuzufügen habe. Wenn eine Serie es je geschafft hat perfekt zu sein, dann definitiv die Geschichte um die Brüder Elric. Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Menschen mit Sinn für gute Unterhaltung.